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 wirtschaftliche Bedeutung für Weiden und die ganze Oberpfalz

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Eisenbahn

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BeitragThema: wirtschaftliche Bedeutung für Weiden und die ganze Oberpfalz   wirtschaftliche Bedeutung für Weiden und die ganze Oberpfalz Icon_minitimeSo Sep 02, 2007 12:00 am

Während die Oberpfalz zu Beginn des 19.Jahrhunderts ihr ärmliches Dasein fristete, verließen viele Bauern und Handwerker - meist junge Leute - unsere Heimat, um sich in größeren Städten, im Ausland oder gar in Amerika eine neue Existenz aufzubauen.

Überall in der Gegend waren die Eisen- und Hammerwerke, sowie die Glashütten und Webereien gezwungen, ihre Betriebe aufzugeben, weil hier kaum Rohstoffe, Bodenschätze oder Kohle für die Herstellung ihrer Erzeugnisse vorhanden waren.
Das Herbeischaffen dieses Materials aus dem weit entfernten Ruhrgebiet, aus Schlesien oder der Tschechei mit Fuhrwerken, dauerte lange und war sehr kostspielig.

Da kamen aus Amerika leidenschaftlich gehaltene Schriften des Volksökonom (Wirtschafts-Wissenschaftlers) Dr. Friedrich List, in denen von - steigendem Wohlstand, - dem Ausgleich wirtschaftlicher Bedürfnisse, - der Erschließung neuer Industriestandorte, - der Möglichkeit des Arbeitskräfteaustausches, - von Ausübung neuer Berufszweige, - vom Anschluss an die großen Welthandelsplätze - und - dem Gewinn eines Durchgangsverkehrs - durch eine Eisenbahn berichtet wurde.

Auch in Bayern erkannte man nach der ursprünglichen Favorisierung der Schifffahrt und besonders des Main-Donau-Kanals, schon bald den größeren Nutzen dieser Schienenwege und so bemühten sich die Oberhäupter der Gemeinden und Städte, auch in unsere Gegend eine Eisenbahn zu bringen.

Besonders der Weidener Rechtsanwalt und Mitglied der Kammer der Abgeordneten in München Gustav von Schlör und der Techniker Paul Denis, machten sich bei der Regierung stark und forderten eine Bahnverbindung von Eger, über Weiden und Regensburg, bis München .

Beide wussten auch, dass durch den Bahnbau wieder viele Menschen Arbeit und somit Brot erhalten würden und dass das viele Geld (875 000 Gulden für den Streckenbau und weitere 100 000 Gulden für die Bahnhochbauten), hier gut angelegt wäre.
Außerdem war hier im Oberpfälzer Wald viel Holz für die Eisenbahnschwellen und Granitgestein für Gleisschotter vorhanden und die in der Nähe gelegenen Hüttenwerke in Haidhof, Auerbach und Sulzbach konnten mangels anderer Aufträge, schnell die benötigten Schienen herstellen und liefern.

Als dann 1855 der Erlass des königlichen Hauses erging die "Ostbahn-Gesellschaft" zu gründen und eine Eisenbahn von Regensburg nach Eger zu bauen, machte man sich rasch ans Werk und begann in Regensburg , entlang der Naab, den Bahnbau in Richtung Schwandorf (bis Irrenlohe) voranzutreiben. Zunächst wollte man jedoch eine direkte Verbindung nach Amberg, Sulzbach und Auerbach, um die Produkte des dortigen Montanzentrums - Kohle und Stahl - näher an die Absatzmärkte zu bringen und auch von dort schneller in die Kurfürstenstadt Bayreuth zu gelangen.

1859 kam die Eisenbahn von München über Landshut, Neufahrn, Geiselhöring nach . Regensburg.

1859 erreichte die Bahn von Irrenlohe her, die Stadt Amberg.

1863 war man über Weiden bis Pressath gelangt

1864 kam die Eisenbahn über Neustadt WN nach Wiesau und weiter bis Mitterteich

1865 von Mitterteich über Waldsassen nach Eger.

1877 war die Durchquerung der Gebirgs- und Wasserscheide im Fichtelgebirge Richtung Hof noch nicht in Angriff genommen.

Weiden wurde das Zentrum des gesamten Bahnbaus in der nördlichen Oberpfalz und später eine Eisenbahn-Betriebs-Direktion (EBD).

Was eine Stadt oder eine ganze Region der Eisenbahn zu verdanken hat, war nirgends so deutlich spürbar, wie gerade in der nördlichen Oberpfalz. Hier zwischen Böhmerwald, Fichtelgebirge und Fränkischem Jura lebten vor dem Bahnbau etwa 70 000 Menschen, heute dagegen 250 000.
Mit der Eisenbahn siedelten sich im ganzen Umland entlang der Schienen neue Handwerks- und Industriebetriebe an und rasch war ein spürbarer Wohlstand zu erkennen.

Als erste Fabrik in Weiden eröffnete 1873 eine Werkstätte, die Öltropf-Apparate für Kolben und Schieber herstellte. Es folgten Bankgeschäfte, Brauereien, Porzellan- und Glasfabriken, eine Schnupftabakfabrik und die Firma Witt.

Die Einwohnerzahl Weidens vermehrte sich von 1863 mit 3 095 Menschen bis 1913 auf 15 500 Personen ( 5 x soviel).

So musste bald ein Schlachthof und das Gas- und Wasserwerk gebaut und die Schulen, das Krankenhaus und der Friedhof erweitert werden.

Hinter dem Rangierbahnhof entstand eine Eisenbahn-Betriebs-Werkstätte (BW) und auf der Scheibe, ein Eisenbahn-Ausbesserungs-Werk (EAW), - damals das einzige in der Oberpfalz.

1900 wurde als vorerst krönender Abschluss, die St.Josefs Kirche errichtet.

In den Folgejahren bis zum 1. Weltkrieg entwickelte sich das Verkehrsaufkommen zunehmend, so dass auch nach Eslarn, Reuth-Erbendorf, Kirchenthumbach, Schönsee und Tirschenreuth Nebenbahnen gebaut wurden. Sie sorgten dafür, dass die dortige Bevölkerung, aber auch die landwirtschaftlichen Produkte schneller an die Verbrauchermärkte und Arbeitsplätze gelangen konnten.

Bis zur Gründung der Deutschen Reichsbahngesellschaft am 01.04.1920, bei der die "Königlich bayerische Staatsbahn", wie auch alle anderen Länderbahnen in das Eigentum es Deutschen Reiches übergingen, wurden hier im Weidener Ausbesserungswerk alle bayrischen Dampfloko-motiven unterhalten und repariert.

Immer höhere Geschwindigkeiten und größere Anhängelasten forderten von den damaligen Lokomotiven die letzten Kraftreserven, was eine erhöhte Reparaturanfälligkeit zur Folge hatte und in den Ausbesserungswerken für Arbeit sorgte. Auch das Weidener Werk war gut ausgelastet und musste erweitert werden - und wurde so zum größten Arbeitgeber in der ganzen Region.

Nachdem die Weltwirtschaftskrise der 20 er Jahre in unserer Gegend auf Grund der landwirtschaftlichen Selbstversorgung keine größeren Schäden verursacht hatte, kam in den 30 er Jahren eine wahre Blütezeit für die Eisenbahn.
Gigantomanie und die Kriegsvorbereitungen der damaligen Machthaber brachten der Reichsbahn erhebliche Transportleistungen und auch eine Vermehrung des Fahrzeugparks. Allein von der Lokomotiv-Baureihe 52 wurden über 8 000 Stück in nur wenigen Jahren beschafft.
Die Olympiade 1936 und die Weltrekordfahrten der Dampflok "BR 05", der "E 19", der Triebwagen "Schienenzeppelin" und "Fliegender Hamburger" waren willkommene Vorzeigeprojekte.

Der Zweite Weltkrieg beendete diese Epoche drastisch. Die Bombardierungen der Industriewerke und ganzer Bahnanlagen und Sprengungen vieler Straßen und Brücken besiegelte bald das Aus für jegliche Verkehrsverbindungen und allen technischen Fortschritt.

Erst das deutsche Wirtschaftswunder und der Wiederaufbau in der Nachkriegszeit verhalfen der Industrie, dem Gewerbe und auch der Landwirtschaft wieder zu einem Neuanfang. Wieder mussten ihre Erzeugnisse zu den Verbrauchern, und die Menschen zur Arbeit gebracht werden. Im Eisenbahnbetrieb wurden neue Fahrzeuge und Schienen notwendig, die auch gleich auf Hauptstrecken für elektrische Zugförderung eingerichtet wurden.
Tausende kriegsbeschädigte Güterwagen wurden im Weidener Ausbesserungswerk zu modernen Wagen umgebaut.
Der Bahnhof Weiden erhielt in den 60 er Jahren ein neues Gleisbildstellwerk mit elektrischen Signalanlagen, das die vorherigen Stellwerke und ihre mechanischen Formsignale ablöste.

1976 endete auch bei uns mit der BR 64 die Dampflokzeit und Dieselloks und Triebwagen hielten im Bahnverkehr Einzug.
Der Wegfall der alten Fahrzeuge brachte auch im Weidener Ausbesserungswerk Einbußen in der Instandhaltung und bei der Wiedervereinigung Deutschlands sollte das Werk sogar geschlossen werden.
Ein Zufall - und die Notwendigkeit über 1 000 aus den 60 er Jahren stammende Reisezugwagen zu modernisieren und in "InterRegio-Wagen" umzubauen, brachte nochmals einen Aufschwung für das Weidener AW. Nachdem ein Konzept für den Umbau erarbeitet war und die ersten IR-Wagen fertiggestellt waren, wurde aus politischen Gründen und um die Ausbesserungswerke im Osten des wiedervereinten Deutschlands besser auszulasten, das Weidener Werk geschlossen. .

Danach 1989 entstand auf dem einstigen AW-Gelände das modernste private Waggonbauwerk der Welt, die "PFA". Als nach etwa 10 Jahren die oben erwähnten Bundesbahn-Wagen umgebaut waren, fehlte es auch der PFA - wegen werksinterner Fehleinschätzung - an Folgeaufträgen und eine Insolvenz war unvermeidbar. Einige kleinere Aufträge für die holländische und italienische Eisenbahn und private Bahnunternehmen, konnten den Konkurs 2004 nicht mehr abwenden.

Jahrelang wurde mit möglichen Investoren verhandelt - ohne Erfolg - bis sich die schweizer Wagenbaufirma "Stadler" 2005 auf dem PFA-Gelände einmietete. Aber auch die ringt bei jeder Ausschreibung um Aufträge, um die Weidener Niederlassung längerfristig auszulasten.
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BeitragThema: Re: wirtschaftliche Bedeutung für Weiden und die ganze Oberpfalz   wirtschaftliche Bedeutung für Weiden und die ganze Oberpfalz Icon_minitimeSo Sep 02, 2007 1:57 pm

Man macht sich das gar nicht so klar, wenn man die Eisenbahnen sieht, daß sie neben den Häfen eine große Volkswirtschaftliche Bedeutung hatten, danke Reinhold. Das ist ungemein interessant und ich finde es so toll immer wieder Neues hinzuzulernen auch über die Fotos hier und ihre Bedeutung.-
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BeitragThema: Re: wirtschaftliche Bedeutung für Weiden und die ganze Oberpfalz   wirtschaftliche Bedeutung für Weiden und die ganze Oberpfalz Icon_minitimeSo Sep 09, 2007 12:42 am

Ich muss schon sagen ein hoch interessanter Bericht, habe in Deindorf in der Oberpfalz, einem kleineren Ort ca 5 km von Wernber-Köblitz entfernt, immer mit einem dort ansässigen Händler Außendienst gemacht.
Über die Bedeutung der Eisenbahn für die gesamte Oberpfalz hat auch er oft gesprochen, und dieser Bericht von Dir Reinhold zeigt mir doch wie recht der Mann hat.
Klasse gemacht Reinhold. Danke für die Infos.
Liebe Grüße Ábaco
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BeitragThema: Re: wirtschaftliche Bedeutung für Weiden und die ganze Oberpfalz   wirtschaftliche Bedeutung für Weiden und die ganze Oberpfalz Icon_minitime

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